Das Team von Senior Connect matcht tatkräftige Senioren und Unternehmen, die auf Fachkräftesuche sind.
Von Heilbronn ins Silicon Valley
Gegen die Wand zu fahren, klingt dramatisch. Im Zusammenhang mit Start-up-Gründungen ist das jedoch keineswegs die Ausnahme, sondern vielmehr eine wichtige Erfahrung. So hat es auch Samuel Keitel erlebt, der mit Tim Findeiß bereits sein zweites Start-up gegründet hat: Senior Connect, das tatkräftige Senioren und Unternehmen auf Fachkräftesuche miteinander matcht.
Die beiden Studenten der Fachrichtung „Management & Technology“ am TUM Campus Heilbronn teilen sich nicht nur denselben Studiengang. Beide sind 22 Jahre alt und haben vor drei Jahren an der Corporate Campus Challenge teilgenommen. Die Veranstaltung des Start-up Inkubators Campus Founders mit Workshops und der Bewältigung einer realen Problemstellung eines Unternehmens weckte die Lust auf mehr. „Die Bedingungen, hier auf dem Campus etwas zu schaffen, sind ganz anders als bei meiner Gründung eines virtuellen Marktplatzes für regionale Produkte auf eigene Faust. Besser geht es nicht“, sagt Samuel.
Die Oma als Vorbild
Die Idee zu Senior Connect bekam Tim aus seinem persönlichen Umfeld: „Meine Oma ist in Rente gegangen, hat aber die Gemeindebücherei ehrenamtlich weitergeleitet, und viele ihrer Freundinnen wollten auch im Ruhestand weiter aktiv bleiben.“ Aus dem Funken wurde ein Feuer. „Wir sind auf die Straße gegangen und haben gezielt Senioren angesprochen. Die Resonanz hat unsere erste Vermutung bestätigt.“ Samuel ergänzt: „Über das Netzwerk der Campus Founders kamen wir auch mit Gewerkschaften und Interessenvertretungen ins Gespräch und landeten schließlich bei den Personalabteilungen von Audi und der Schwarz Gruppe.“
Die Marktforschung ergab, dass viele über 60-Jährige den Wunsch und auch die Kraft haben, weiterzuarbeiten und dass es in den Unternehmen einen Bedarf an Fachwissen gibt. Der Grundstein für Senior Connect war gelegt. Da es jedoch an technischem Know-how fehlte, stieß der inzwischen ehemalige Informatikstudent und TUM-Absolvent Stael Wilfried Tchinda Kuete zu den beiden. Für Samuel eine echte Win-win-Situation, denn: „Eine Lehre aus meiner ersten gescheiterten Gründung war, dass man ein starkes Team braucht, um sich gegenseitig zu pushen“
„Meine Oma ist in Rente gegangen, hat aber die Gemeindebücherei ehrenamtlich weitergeleitet, und viele ihrer Freundinnen wollten auch im Ruhestand weiter aktiv bleiben.“
Erfolgreicher Pitch im Fahrstuhl
Und die Machine-Learning-Skills von Stael sind gefragt, denn das Update der Website soll Arbeitgeber und Arbeitnehmer mithilfe von künstlicher Intelligenz zusammenbringen. „Da gibt es Überschneidungen mit Dating-Plattformen wie Parship, mit deren Gründer wir in Kontakt stehen und von denen wir viel lernen können“, betont Samuel.
Viel gelernt haben die beiden auch während ihrer Zeit im Start-up- und Pionierparadies Silicon Valley. „In Deutschland gibt es ähnliche Programme wie in Amerika, aber die Menschen dort haben eine viel offenere Einstellung“, meint Tim. Samuel ergänzt: „Bei uns wird Scheitern sehr kritisch gesehen, dort wird es als Lernerfahrung betrachtet.“ Ermöglicht wurde die Forschungsreise zum einen durch einen im wahrsten Sinne des Wortes erfolgreichen Elevator Pitch im Fahrstuhl mit Mercedes Bankston vom Founder Institute und durch das flexible Studium am TUM Campus Heilbronn.
Die wichtigste Erkenntnis ihres Auslandssemesters fassen beide so zusammen: „So früh wie möglich mit dem Vertrieb beginnen. Im Silicon Valley verkaufen die Gründer ihre Ideen, bevor sie überhaupt ein Geschäftsmodell haben“. Umso wichtiger ist es für die Start-up-Gründer, auf sich aufmerksam zu machen: „Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Bisher sind wir die Einzigen, die ein komplettes Matching machen, das über den Lebenslauf hinausgeht und auch private Interessen berücksichtigt“, erklärt Tim. Die Pläne für die nächsten Monate sind daher klar: „Viele Leute für die Plattform gewinnen und Netzwerkeffekte nutzen.“