Die Hundeflüsterin
Alina Hafner schreibt nicht nur an ihrer Doktorarbeit, sondern entschlüsselt in ihrer Freizeit auch noch die Emotionen von Hunden und Katzen.
Die 25-jährige Alina Hafner, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Global Center for Family Enterprise am TUM Campus Heilbronn, steht am Beginn ihres Wegs zum Doktortitel: „Ich beschäftige mich übergeordnet mit dem sogenannten wissenschaftlichen Ansatz zur unternehmerischen Entscheidungsfindung.“ Zuvor hat sie bereits den Bachelor und Master in Wirtschaftsinformatik abgeschlossen, dabei waren ihre Startvoraussetzungen nicht ganz einfach. „In meinem sozialen bzw. familiären Umfeld hatte ich keine direkten Vorbilder, da ich das erste Familienmitglied bin, das studiert hat“, berichtet die Doktorandin.
Nachteile als Frau in der Welt der Informatik sind ihr nicht begegnet. „Es ist zu hoffen, dass solche Vorurteile nicht mehr existieren. Zudem ist es sicherlich so, dass diese Vorurteile in der Wissenschaft nicht mehr oder weniger ausgeprägt sind als in anderen gesellschaftlichen Bereichen.“ Eine Karriere in der Forschung sei für jedes Geschlecht an gleiche Grundvoraussetzungen geknüpft. „Mitbringen sollte man authentisches Auftreten, Interesse an den Themen und deren kritisches Hinterfragen sowie intrinsische Motivation, die Überzeugung, das Richtige zu tun, außerdem Hartnäckigkeit und Durchhaltevermögen.“
Neben ihrer Tätigkeit als Doktorandin am Lehrstuhl von Professorin Miriam Bird ist Alina Hafner Co-Founderin des Start-ups Fauna AI, eines KI-Tools zur Emotionsbestimmung von Tieren. Alina Hafner erklärt, wie das funktioniert: „Um den Gemütszustand von Tieren erkennen zu können, nutzen wir künstlich-neuronale Netze. Wir trainieren ein Modell mit Bild-, Audio- und Videodaten.“
Der aktuelle Fokus liegt auf Haustierbesitzerinnen und -besitzern: „Hunde- und Katzenbesitzer sind sehr leidenschaftlich. Die emotionale Bindung zu einer Kuh ist hingegen nicht so hoch“, weiß die 25-Jährige Daher sei es nicht so einfach, Trainingsdaten von Landwirtinnen und Landwirten zu bekommen: „Sie haben keine Zeit zu verschenken, daher müssen wir ihnen den gewerblichen Nutzen deutlich machen.“ So könne das KI-Tool als eine Art Frühwarnsystem für den Gesundheitszustand des Tieres dienen und entsprechend Vorsorge getroffen werden.
Doktorarbeit und Start-up zur selben Zeit voranzutreiben, sei nur durch effizientes Zeitmanagement möglich. „Das Projekt Fauna AI betreibe ich aus Leidenschaft und Tierliebe; dafür investiere ich gerne viel Freizeit. Da zähle ich nicht, wie viele Stunden ich dafür aufwende.“
Die Promotion soll der nächste Meilenstein in ihrer jungen Karriere werden. „Ich möchte Forschungsergebnisse mit Praxisbezug und direktem Nutzen veröffentlichen.“ Und dabei Vorbild für die nächste Generation sein. „In der Vergangenheit habe ich mich schon an Initiativen wie dem Girls‘Day beteiligt, um den Nachwuchs zu fördern“, berichtet Alina Hafner.