Ein Mehrwert für die Region
Vor vier Jahren wurde das Center for Digital Transformation als Teil des TUM Campus Heilbronn ins Leben gerufen. Seitdem ist viel passiert.
Bei der Gründung eines Start-ups kommt es in erster Linie darauf an, mit der Idee einen klaren Mehrwert zu schaffen. Denn: Gibt es ausreichend Nachfrage, stehen die Vorzeichen gut, dass sich das junge Unternehmen auf lange Sicht erfolgreich entwickelt.
Nach diesem Prinzip ist das Center for Digital Transformation (CDT) der TUM School of Management gewachsen, das im Sommer 2022 sein dreijähriges Bestehen am TUM Campus Heilbronn feierte. Das Team um die ehemalige Center-Direktorin Prof. Gudrun P. Kiesmüller erforscht Fragen rund um die digitale Transformation, ihre Herausforderungen und Chancen. Von Anfang an war es das Ziel der sechs Professuren des Centers, wissenschaftliche Lösungen zu entwickeln und so einen direkten Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft zu generieren. Die neuen Erkenntnisse fließen auch direkt in die Lehre ein. Das wiederum hat großen Einfluss auf die Region, da die Studierenden ihr Know-how als Fach- und Führungskräfte in die Unternehmen tragen. Ein Erfolgsmodell, das sich bewährt und angesichts der jungen Campus-Historie noch viel Potenzial hat.
Inzwischen haben am TUM Campus Heilbronn die ersten Master-Absolventinnen und -Absolventen ihr Studium abgeschlossen. „Die Stadt hat mit dem Center einen wichtigen Bildungsfaktor hinzugewonnen“, betont Prof. Kiesmüller. Zudem hat sich das CDT zu einer bedeutenden Schnittstelle zwischen Unternehmen der Region und der Forschung entwickelt.
Wir möchten eine Brücke bauen zwischen den Unternehmen der Region und den Erkenntnissen der Forschung.
Und die Herausforderungen sind vielfältig. Kurz nach der Eröffnung des CDT entwickelte sich die aufkommende COVID-19-Pandemie zu einer historischen Zäsur – für die Unternehmen wie auch für die Forschung. Deswegen sei man aktuell dabei, die Potenziale für eine bestmögliche Zusammenarbeit auszuloten, so Prof. Kiesmüller. Hierbei ist das Ziel, mit Unternehmen aus der Region aktiv in Projekten zusammenzuarbeiten. Die bisher geführten Gespräche haben bereits viel Potenzial aufgezeigt. Außerdem führen die Forschenden am CDT mit dem Supply Chain Monitor Heilbronn-Franken eine Umfrage zur Lieferkettenthematik, Ersatzteillogistik und digitalen Transformation durch, um die Herausforderungen und Trends zu identifizieren, die die Firmen in der Region besonders bewegen.
Mit seiner Arbeit bietet das Center for Digital Transformation die optimalen Rahmenbedingungen. Die Basis bildet eine grundlagen- und anwendungsbasierte Forschung, die durch die enge Zusammenarbeit mit Partnern am Campus und renommierten Partneruniversitäten stetig weiterentwickelt wird.
Für Prof. Kiesmüller steht fest: „Uns ist der Wissenstransfer sehr wichtig.“ Deswegen veranstaltet das Center regelmäßig Workshops mit führenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und auch Networking-Events mit Unternehmen. Ein Beispiel ist der Supply Chain Finance Hub, der im Oktober 2022 bereits zum vierten Mal als virtuelle Veranstaltung mit hochkarätigen Podiumsgästen von Prof. David Wuttke durchgeführt wurde. Zuletzt mit 200 Teilnehmenden, darunter Manager und Managerinnen und Führungskräfte von Unternehmen und Banken sowie Forschende und Studierende aus 25 Ländern.
Aber auch die Teilnahme an externen Veranstaltungen der Region ist ein wichtiger Baustein dieses Wissenstransfers. StartupCity meets Experts, in denen u. a. Martin Meißner, Center-Mitglied und Professor für Digitales Marketing am TUM Campus Heilbronn, im vergangenen Jahr interessante Einblicke in seine Forschung rund um das Thema „Eyetracking“ gab, zählt zweifellos dazu.
Unter dem Motto „For the Digital Age“ treibt der TUM Campus Heilbronn seinen Ausbau weiter voran. „Mit der Erweiterung um die Professuren TUM School of Computation, Information and Technology (CIT) und des Data Science Center werden wir in Zukunft auch verstärkt mit Informatiker:innen zusammenarbeiten“, sagt Prof. Kiesmüller. „Das eröffnet uns ganz neue Möglichkeiten, etwa im Hinblick auf die Bereiche Datenwissenschaften und Künstliche Intelligenz.“ Einer der nächsten Schritte wird sein, ein umfassendes Netzwerk mit Unternehmen in der Region Heilbronn-Franken aufzubauen. „Unsere Forschung bietet einen großen Mehrwert, den wir den Unternehmen zugänglich machen wollen, um die Herausforderungen der digitalen Transformation gemeinsam zu meistern“, so die ehemalige Center-Direktorin.
Ein aktuelles Projekt am Center beschäftigt sich zum Beispiel mit dem Thema „Natural Language Processing“. Hier nutzt ein Team um Prof. Sebastian Müller, Professor für Finanzierung und neuer Center-Direktor, Verfahren, die mithilfe von maschinellem Lernen in der Lage sind, die Semantik und den Kontext eines Textes automatisch zu berücksichtigen. Dadurch wird es Unternehmen vielleicht eines Tages möglich sein, relevante Wettbewerber nur über den Abgleich von Geschäftsberichten oder den Internetauftritt zu identifizieren.
Drei Forschungsschwerpunkte
- Einfluss digitaler Technologien auf Unternehmen und Wirtschaft
- Digitale Plattformen
- Datenunterstützte Entscheidungsfindung
Sechs Professuren
24 Doktorand:innen (55 % international, 45 % weiblich)
Kooperationen mit renommierten Universitäten weltweit, wie zum Beispiel ETH Zürich (Schweiz), HEC Paris (Frankreich), University College London (Großbritannien), TU Eindhoven (Niederlande) und Universität in Lund (Schweden)