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Sprecher bei einer Veranstaltung der Burger Uni

Bürger-Uni

NEUGIER. WISSEN. ZUKUNFT. Unter diesem Slogan wurde die Vortragsreihe „Bürger-Uni“ 2014 am Bildungscampus Heilbronn ins Leben gerufen, um interessierten Bürgerinnen und Bürgern freien Zugang zu wissenschaftlichen Themen zu ermöglichen. Die Bürger-Uni ist eine Kooperationsveranstaltung der Dieter Schwarz Stiftung, Heilbronner Stimme und des TUM Campus Heilbronn.

Drei Vorlesungen im Jahr

Pro Jahr finden drei kostenfreie Vorlesungen mit wechselnden Referenten und Themenschwerpunkten in der Aula des Bildungscampus der Dieter Schwarz Stiftung statt.

Bürger-Uni als hybrides Format

Seit 2019 wird die Bürger-Uni zusätzlich als Online-Format angeboten. Die Livestreams können auch nach der Veranstaltung angesehen werden.

Schau dir die vergangen Streams auf YouTube an.

 

Playlist auf YouTube

Bürger-Uni Tackles the Latest Topics

The cooperation partners want to use this format so that knowledge and science are accessible to everyone. The selection of lectures is based on topics of current interest to our society and relevant to science. This means that the Education Campus is not only open to students, lecturers and employees, but also aims to inspire Heilbronn residents and anyone interested in scientific topics from the region of all age groups through the Bürger-Uni.

Melde dich zur nächsten Bürger-Uni an

Die Anmeldung ist immer ca. 4 Wochen vor der Veranstaltung über die Heilbronner Stimme möglich. Ein entsprechender Hinweis erfolgt in der Tageszeitung.

 

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Themen der letzten Bürger-Unis

Alena Buyx, Professorin für Ethik in Medizin und Gesundheitstechnologie an der Technischen Universität München (TUM), hielt im Rahmen der Bürger-Uni einen Vortrag mit dem Titel „Horror oder Heilsbringer? Medizinethische Überlegungen zur KI“. Sie betonte, dass die Diskussion um Künstliche Intelligenz (KI) oft hysterisch sei und zwischen Extremen schwanke: „Die einen sagen: KI ist das Beste und wird alles für uns tun... Die anderen sagen, es ist die größte Bedrohung für die Menschheit.“ Ihrer Meinung nach ist KI „eine echte Dual-Use-Technologie, wie die Atomkraft. Sie ermöglicht fantastische Dinge und hat gleichzeitig ein zerstörerisches Potenzial.“

Buyx erklärte, dass KI weder ein Bewusstsein entwickeln noch die menschliche Intelligenz übertreffen oder moralisch verantwortlich handeln könne: „Es werden Maschinen bleiben. Unsere Intelligenz ist viel mehr als Datenverarbeitung.“ Zudem müsse der Einsatz von KI die menschliche Entfaltung erweitern und dürfe den Menschen nicht ersetzen.

Anhand von vier Anwendungsbereichen – Medizin, Bildung, Verwaltung und öffentliche Diskussion – zeigte Buyx sowohl Chancen als auch Risiken der KI auf. In der Medizin könne KI etwa bei der Medikamentenentwicklung oder der Diagnose erhebliche Fortschritte bringen: „Früher dauerte es Jahre... Heute geht das in sechs Stunden.“ Sie warnte jedoch davor, blind zu vertrauen, und betonte die Notwendigkeit fairer Datensätze.

In der Bildung sprach Buyx über intelligente Tutor Systeme, die personalisiert auf Kinder eingehen können, und kritisierte die invasive Überwachung in asiatischen Klassenzimmern. Im Bereich Verwaltung sieht sie noch viel Potenzial für KI-Anwendungen, die lebenswichtige Entscheidungen unterstützen könnten.

Buyx forderte Transparenz und eine Kennzeichnungspflicht für KI, lehnte Verbote jedoch ab: „Die Technologie an sich ist weder gut noch schlecht.“ Sie betonte die Wichtigkeit globaler Mindeststandards und die Verantwortung des Menschen, diese Technologie ethisch zu nutzen: „Die letzte Verantwortung müsse beim Menschen liegen.“

Die nächste Bürger-Uni ist am 7. November. Der Experte des Abends Prof. Ortwin Renn spricht über „Die Psychologie des Risikos: Wie Menschen mit Unsicherheiten umgehen“.

Als angehende Astronautin steht Dr. Insa Thiele-Eich vor der Erfüllung ihres Lebenstraums. Wie sie so weit kam, verrät die Wissenschaftlerin bei der Heilbronner Bürger-Uni.

Der blasse Lichtfleck unter dem markanten „Himmels-W“ fiel kaum ins Auge. Wenig beeindruckt war die kleine Insa von der unspektakulären Erscheinung am Nachthimmel. Erst als ihr Vater erklärte, dass das Licht der Andromeda-Galaxie zwei Millionen Jahre zur Erde unterwegs ist, hatte es die damals acht Jahre alte Insa Thiele-Eich gepackt. Sie stellte sich vor, dass just in diesem Moment ein Kind in der fernen Galaxie seinen Blick zur Erde richtete: „Wir würden uns sehen, ohne uns jemals kennenlernen zu können. Das hat mich umgehauen.“

So erinnert sich Dr. Insa Thiele-Eich, Meteorologin, promovierte Klimaforscherin und angehende Astronautin, bei der 23. Bürger-Uni des TUM Campus Heilbronn in Kooperation mit der Heilbronner Stimme und der Dieter Schwarz Stiftung an den Schlüsselmoment, in dem sie sich mit dem Weltraumfieber infizierte. Doch auch für die Tochter des Raumfahrers Gerhard Thiele gilt: Dieser Weg wird kein leichter sein. Denn bis heute haben Frauen in der Raumfahrt mit erheblichen Vorurteilen zu kämpfen. Noch dazu stand Insa Thiele-Eich vor drei schier unüberwindbaren Herausforderungen: Mit 1,60 Metern Körpergröße lag sie fünf Zentimeter unter der früher vorgeschriebenen Mindestgröße für Raumfahrende. Als Deutsche durfte sie sich nur bei der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), nicht aber bei der NASA bewerben. Und sie war Vegetarierin – damals streng verboten für Astronautinnen und Astronauten.

 

Knochenhartes Training

Also studierte Thiele-Eich Meteorologie und erlebte, wie sich die Probleme oft von selbst lösen: Die Mindestkörpergröße wurde auf 1,53 Meter herabgesetzt, das Verbot vegetarischer Ernährung aufgehoben. Nun blieb noch die dritte Herausforderung: 2008 erfüllte sie noch nicht alle Bewerbungskriterien der ESA, die folgende Auswahlrunde würde erst 2021 stattfinden. Sollte Insa Thiele-Eich so lange warten, um sich ihren Lebenstraum zu erfüllen?

Tatsächlich ging noch fast ein Jahrzehnt ins Land, bis die Wissenschaftlerin ihrem Traum plötzlich einen bedeutenden Schritt näherkam: 2017 wurde die Stiftung "Die Astronautin" gegründet. Ihr Ziel: erstmals eine deutsche Frau ins All zu bringen. Diese soll an Bord einer Space X-Kapsel zur Internationalen Raumstation fliegen und dort eine 14-tägige Forschungsmission durchführen. Zwei Frauen haben das nervenaufreibende Auswahlverfahren überstanden: Suzanna Randall, die ebenfalls vor kurzem als Gastrednerin am TUM Campus Heilbronn auftrat, und Insa Thiele-Eich. Damit begann die eigentliche Arbeit, denn das dreistufige Vorbereitungstraining hatte es in sich. Es umfasste unter anderem Parabelflüge, die das Gefühl der Schwerelosigkeit erlebbar machen, ein Zentrifugentraining, das die erhöhte Schwerkraft beim Raketenstart simuliert, eine Mond-Analog-Simulation, bei der im Raumanzug unter Wasser bestimmte Aufgaben verrichtet werden müssen, und ein Höhlentraining in völliger Abgeschiedenheit bei einer Umgebungstemperatur von neun Grad.

 

Auswirkungen auf den weiblichen Körper

Noch gibt es einige Hürden zu überwinden: Die Finanzierung der Mission ist keineswegs gesichert. Insa Thiele-Eich beklagt hier die mangelnde Unterstützung durch die Politik. Und selbst wenn die Mission zustande kommt, ist es möglich, dass nicht sie, sondern Suzanna Randall als erste deutsche Frau im All ausgewählt wird. Thiele-Eich würde das sportlich nehmen: „Dann bin ich eben die Zweite.“ Den negativen Effekt ihres möglichen Raumflugs auf das Klima versucht sie zu kompensieren, indem sie regelmäßig auf den Klimawandel aufmerksam macht. Außerdem würde ihre Mission auf pflanzlicher Ernährung basieren. Auch ihrem zweiten Herzensthema, der Förderung von Frauen in der Raumfahrt, wird Rechnung getragen: Auf der Mission sollen die Auswirkungen eines Raumflugs auf den weiblichen Körper erforscht werden.

Was aber bleibt von dem achtjährigen Mädchen, das einst die Faszination des Alls für sich entdeckt hat? Die unstillbare Neugier, sagt Insa Thiele-Eich. „Ich werde vielleicht nie herausfinden, ob es irgendwo in unserem Universum andere Kinder gibt, die gleichzeitig mit mir in den Nachthimmel schauen. Aber ich weiß, dass es jeden Tag etwas Neues zu entdecken gibt, wenn man neugierig bleibt.“ 

Neues zu entdecken gibt es auch bei der nächsten Heilbronner Bürger-Uni, bei der am 13. Juni 2024 Prof. Alena Buyx von der TUM School of Medicine and Health zum Thema "Medizinethik – Ethische Fragen im Krankenhaus, in der Forschung und der Politik" sprechen wird.

Lars Steinmetz, Professor für Genetik an der Stanford University, auf dem Podium der Heilbronner Bürger-Uni

Wie wäre es, wenn wir gefährliche Veränderungen am Erbgut entdecken könnten, bevor wir krank werden? Wenn wir sie gleich an der Ursache, den Genen, heilen könnten? Oder wenn wir sofort erkennen, wenn unsere Blutwerte in einen kritischen Bereich geraten?

Vieles davon ist heute bereits möglich, sagte Professor Lars Steinmetz bei der Heilbronner Bürger-Uni am Bildungscampus. Drei Technologien, die Krankheiten verhindern könnten, stellt der Professor für Genetik an der Stanford University bei der Veranstaltung des TUM Campus Heilbronn in Kooperation mit der Heilbronner Stimme und der Dieter Schwarz Stiftung vor.

Die Genom-Sequenzierung ermöglicht es, das menschliche Erbgut, das sogenannte Genom, zu entschlüsseln, um Risikovarianten der Gene zu erkennen. Heute wird sie etwa bei der Diagnose monogenetischer Krankheiten, in der forensischen Analyse oder in der Krebsmedizin angewandt.

Die zweite Technologie, die sogenannte Genschere, ermöglicht es, bestimmte Stellen der DNA auszuschneiden und durch eine gesunde Sequenz zu ersetzen. So können bisher unheilbare Krankheiten behandelt werden. Eine gezielte Therapie an der direkten Ursache wird möglich und damit eine dauerhafte Heilung.

Schon vorher eingreifen könnte die Biosensorik. Dabei werden Sensoren unter die Haut implantiert, die bestimmte Blutwerte messen und an ein Smartphone senden. So können gefährliche Abweichungen frühzeitig erkannt werden. „Wir werden in Zukunft sicher viele Sensoren an, in und um unseren Körper tragen“, prophezeit Steinmetz.

Warum driftet unsere Gesellschaft auseinander? Dieser Frage widmete sich Ulrich Schnabel, Wirtschaftsredakteur der Zeit, im Rahmen der letzten Bürger-Uni. In einer gut gefüllten Aula auf dem Heilbronner Bildungscampus zeigte er auf, wie Eigen- und Fremdwahrnehmung ihren Beitrag zur Spaltung der Gesellschaft leisten, denn „Egoisten sind immer die andern, nie wir selbst“. Lösung aussichtslos? Nein, mit Hilfe von Statistiken appellierte der Experte an den Mut zu rücksichtsvollem Umgang und zur Freundlichkeit. Jeder Einzelne beeinflusst einen größeren sozialen Kreis als wir ahnen. So kann eine gute Tat bis zu einer Millionen Menschen direkt und indirekt zu dem gleichen Handeln motivieren. Ulrich Schnabel hat Hoffnung für eine Rückkehr des Miteinanders und jeder einzelne Besucher dieser Veranstaltung nun vermutlich auch. Die nächste Bürger-Uni mit dem Thema „Gesund bleiben: Wie moderne Technologien und Forschung Krankheiten verhindern“ findet am 9. November statt. Die Aula öffnet ab 18 Uhr, Veranstaltungsbeginn ist 18.30 Uhr. Der Referent an diesem Abend ist Genetik-Professor Lars Steinmetz von der Stanford University School of Medicine.

Kontact

Kerstin Arnold-Kapp

Projekt Managerin Continuing Education